Die Hochsommer-Reisesaison ist in vollem Gange, so auch in den Vereinigten Staaten. Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen an den Flugmärkten lohnt. Neue TSA-Daten vom vergangenen Wochenende zeigen, dass aktuell das höchste Niveau im Bereich der Flugreisenden in den USA seit Beginn der globalen Pandemie erreicht worden ist.

Ein Hoch von 831.789 inneramerikanischen Flugpassagieren wurde laut Abfertigungsdaten der TSA am vergangenen Sonntag ausgebildet. Stellen wir diese Daten an dieser Stelle trotz allem einmal in Relation zu den am selben Tag des Vorjahrs gemeldeten Aufzeichnungen.

Dabei zeigt sich, dass am Vorjahrestag 2,65 Millionen Flugpassagiere die Gates passierten. Das Minus zum Vorjahr beläuft sich auf -68,8 Prozent. Aussagekräftiger als die seitens der TSA gemeldeten Tagesdaten, die naturgemäß einer erhöhten Volatilität unterliegen, ist der Sieben-Tage-Durchschnitt, der seit einer Reihe von guten Tagen zu Beginn des Monats Juli nahezu konstant geblieben ist.

 

Summa summarum lässt sich also sagen, dass die Anzahl der Flugpassagiere in den USA – unter Nichtberücksichtigung von Tagesschwankungen – seit Anfang Juli stagniert. Nun wird man sich darüber bewusst, auf welch einem desaströsen Niveau diese Stagnation vonstattengeht.

Es handelt sich um einen weiteren Hinweis auf ein sich veränderndes Reiseverhalten in den USA, da immer mehr Menschen ihre Reiseziele augenscheinlich auf dem Landweg – somit mit dem eigenen Fahrzeug – ansteuern.

Inzwischen befinden wir uns inmitten des Monats August, so dass sich das Ende der Sommer-Hochreisezeit abzuzeichnen beginnt. Mit Spannung darf darauf geblickt werden, auf welche Weise sich diese Tatsache auf die Flugpassagierdaten nach dem Hochsommer auswirken wird.

Aus Sicht von Fluglinien erweist sich die aktuelle Situation als finanziell desaströs. Denn es handelt sich um ein sehr kapitalintensives Geschäftsfeld, das nicht allzu lange wird überleben können, wenn die Nachfrage in der gesamten Branche um knapp drei Viertel einbricht.

Aus eben jenem Grund vergeht kaum mehr ein Tag, an dem es nicht zu neuen Meldungen in Sachen eines weitläufigen Jobabbaus, Frühpensionierung und Restrukturierungsprogrammen kommt. Und selbstverständlich ebben auch Bailout-Meldungen in diesen Tagen nicht ab.

So auch jetzt wieder. Amerikanische Finanzmedien berichten, dass den heimischen Airlines ein weiteres Bailout-Paket in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar durch den Staat zukommen wird, der Teil des nächsten Konjunkturhilfepakets sein wird.

Der erste Bailout zugunsten der Flugindustrie hatte sich ebenfalls auf einen Betrag von 25 Milliarden US-Dollar belaufen, größtenteils in Form von staatlichen Zuschüssen, um bis Ende September so viele Arbeitsplätze wie möglich in der Industrie zu erhalten.

Trotz allem haben Amerikas Fluglinien mittlerweile über 75.000 Arbeitnehmer mitgeteilt, nach dem 30. September des eigenen Arbeitsplatzes verlustig gehen zu können. Vielerorts wird Mitarbeitern angeboten, auf freiwilliger Basis mittels Frühpensionierungen und/oder Abfindungszahlungen aus den Unternehmen auszuscheiden.

Amerikanische Aktien von Fluglinien reagierten im gestrigen Handel entsprechend positiv auf die Inaussichtstellung eines zweiten Bailouts durch die US-Regierung. Trotz allem befindet sich beispielsweise der Kurswert von United Airlines, welcher gestern ein wenig oberhalb von 37 USD aus dem Handel ging, noch immer meilenweit von jenem zu Jahresbeginn erreichten Hoch bei 95 USD entfernt.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Wenn es allein Hoffnungen auf weitläufige Geschenke durch die amerikanischen Steuerzahler sind, die die Kurse der Airlines momentan ein wenig beflügeln, kann es nicht allzu rosig in der gesamten Industrie aussehen. Flugpassagierdaten von Airports rund um den Globus, die nach wie vor mit ähnlichen Einbrüchen zu kämpfen haben, legen Zeugnis über die aktuell schwierige Lage ab.

Sollten sich die Passagierzahlen – trotz einem nahenden Ende der Hochsommer-Reisezeit – auf den aktuellen Niveaus einpendeln, so beginnt sich abzuzeichnen, dass diese Industrie nicht Monate, sondern viele Jahre benötigen wird, um irgendwann wieder bei den im Jahr 2019 erreichten Niveaus anzukommen. IATA selbst spricht inzwischen gar von den Jahren 2024/25 – und das auch nur, falls es nicht zu weiteren unvorhergesehenen Schocks kommt.

Es stellt sich überhaupt die Frage, auf welche Weise sich das Flugverhalten der Menschen in der Zukunft verändern wird. Allen voran der Business Bereich wird vielleicht gar nicht mehr an die zuvor erreichten Hochs herankommen, da immer mehr große Unternehmen dauerhaft auf Heimarbeit und Videokonferenzen umstellen.

Staatliche Bailouts werden zudem weitreichende Marktverzerrungen zur Folge haben. Ausgewählte Player, wie die Deutsche Lufthansa oder KLM-AirFrance, werden staatlich und mittels Steuergeldern gepäppelt, um dann in einer späteren Phase sehr wahrscheinlich am Boden liegende Konkurrenten aufzukaufen und ihre eigenen Flugnetze günstig auszubauen. Auf diese Weise wird es zu Monopolstellungen, wie in so vielen anderen Branchen, kommen.

Die geschichtliche Vergangenheit sollte Lehre genug sein, dass Monopole eine innovative Wirtschaft zerstören können und an den Bedürfnissen von potenziellen Kunden vorbei produzieren oder Dienstleistungen erbringen…

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